ETH-Praktikum

Porträt Pascal GeistlichAls ich (Geistlich Pascal) anfangs Mai bei der Soudronic mit meinem Praktikum begann, hatte ich gemischte Gefühle. Nach drei Jahren im Studium für Maschineningeneurswissenschaften an der ETH Zürich wurde es Zeit, praktische Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln. Schnell habe ich gemerkt, dass sich Praxis und Theorie stark unterscheiden kann und dass mein praktisches Wissen sich sehr in Grenzen hielt. In der ersten Woche habe ich in der Lehrlingswerkstatt gearbeitet, wo ich zum ersten Mal Metalle fräsen und drehen konnte. Es kamen Schwierigkeiten zum Vorschein, mit denen ich niemals gerechnet hätte. Ein gutes Beispiel sind dünne Gegenstände, die sich unter gewissem Druck beim Drehen verbiegen. Den Schluss der Woche verbrachte ich in der Vormontage, wo ich einfache Baugruppen montieren durfte. Die Aufträge erinnerten mich an Lego Technik aus meiner Kindheit und ich hatte unglaublich Spass, da ich wusste, dass die Baugruppen später in einer Maschine montiert wurden.

Die zweite Woche verbrachte ich in der Montage. Teil für Teil wurde am massiven Stahlrahmen montiert und allmählich verwandelte sich das Metallgerüst zu einer komplexen und funktionsfähigen Maschine. Durch das Montieren lernte ich sehr viel über die Funktionsweise der Schweissmaschinen und bekam so einen guten Überblick über das gesamte System. Gegen Ende der Woche verstand ich sogar die Pausendiskussionen der Mechaniker, die sich vor ein paar Tagen noch wie eine fremdartige Sprache anhörten.

In der dritten Woche erhielt ich einen Einblick in die Entwicklung. Zu meiner Überraschung wurden einem Lehrling und mir ein eigenes Projekt zugeteilt. Ziel war es, den Mechanismus für das Öffnen der Peel-Off-Deckel zu vereinfachen. Wir erhielten einen Stempel, welcher die Naht entfaltet und die dazu notwendige Kraft. Um die Aufgabe nicht unnötig kompliziert zu machen, entschieden wir uns für einen einfachen Hebel, welcher den durch eine Führung geführten Stempel zusammendrückt. Es handelte sich weder um einen komplexen Mechanismus noch um eine komplizierte Berechnung und trotzdem benötigten wir viel Zeit um den ganzen Apparat zu vermassen und im CAD zu konstruieren. Die Mischung zwischen Maschinenbaustudent und Polymech-Lehrling ergänze sich dabei perfekt und beide konnten viel voneinander lernen. Erst bei der Montage aller Komponenten konnten wir sicher sein, dass alle Toleranzen, Bemassungen und die gesamte Fertigung fehlerfrei waren.  Als wir dann den ersten Stempel aufpressten und die Kante tatsächlich überprüft werden konnte, waren wir sehr erleichtert und auch ein wenig stolz auf unser erstes Projekt.

 Deckelpresse by P.Geistlich

In der vierten Woche wurde ich der Logistik zugeteilt. Während drei Tage besuchte ich die verschiedenen Stationen, welche die Teile ständig durchlaufen. Das heisst vom Wareneingang ging es weiter zur Qualitätsprüfung. Anschliessend konnte ich sehen wie gewisse Teile durch Laserbeschriftung markiert wurden, bevor sie im Lager verstaut wurden. Aus dem Paternoster, dem LeanLift oder einfachen Plentyboxen wurden Bestellungen gerüstet, um sie danach in Warenausgang zu verpacken und in die ganze Welt zu versenden.

In der fünften und letzten Woche durfte ich das Labor unterstützen. Eins der Hauptziele bestand darin die Schweissnaht auf ihre Qualität zu überprüfen. Ausschlaggebend ist die Gefügestruktur zwischen den geschweissten Blechen. Als ich vor zwei Jahren die unterschiedlichen Gefügebestandteile von Stahl lernen musste, hätte ich niemals gedacht, dass ich dieses Wissen jemals benötigen werde. Durch das Mikroskop wurden Metallkörner sichtbar, die ich in der Werkstoffkunde unzählige Male skizzieren musste, aber niemals in Realität sehen konnte. Bis jetzt.

Ich möchte dem Betrieb und allen Beteiligten für diese sehr spannende und lehrreiche Zeit danken. Ausserdem will ich mich bei all den Mitarbeitern und Lehrlingen bedanken, die mich tagtäglich geduldig und präzise in ihre Arbeitswelt eingeführt haben und mit bei Fragen und Unklarheiten stetig zur Seite standen. Ich habe mein Praktikum bei der Soudronic sehr genossen und hoffe dem Betrieb irgendwann etwas zurückgeben zu können.

Geistlich Pascal / ETH-Student/21. Juni 2019